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Schon einmal haben Offenburger und Bohlsbacher zusammen mit auswärtigen Gästen
des bekannten und berühmten Naturforschers Lorenz Oken gedacht und ihm zu Ehren ein
Fest gefeiert. Im Jahre 1883 konnte aus Anlass seines 100. Geburtstages 1879 endlich
die noch heute in der Stadt befindliche Okenbüste samt einer Brunnenschale enthüllt
werden. Wenn Oken selbst zu jener Zeit auch längst verstorben war, so wirkte sein Andenken
doch noch so weit nach, dass man aus dieser Veranstaltung ein echtes Fest werden ließ.
Obschon Oken ja bekanntlich als Lorenz Okenfuß in Bohlsbach geboren wurde, hätten die Kosten und die Bereitstellung eines künstlerisch gestalteten Denkmals seine damals noch selbstständige Heimatgemeinde sicher überfordert, zumal man sich in Offenburg offensichtlich gern des ehemaligen Lateinschülers erinnerte, der von dort aus zu mindestens seine naturwissenschaftliche Karriere begann. Bereits am Morgen des 29. Juli 1883 ertönten in der Stadt Böllerschüsse und die Häuser wurden mit Fahnen geziert. Schon um 10 Uhr 30 traf der Festzug auf dem Platz vor dem damaligen Hotel Ochsen, Ecke Hauptstraße-Reéanlagen unter Musikbegleitung ein. Auch die Bevölkerung hatte sich in großer Zahl eingefunden, außerdem Fest- und Ehrengäste aus nah und fern, darunter der Prorektor der Universität Freiburg, mehrere Professoren aus Straßburg und was besonders erwähnenswert ist, Okens Enkel, Rechtsrat Dr. Reuß aus Kempten. Dieser Sohn von Okens Tochter war zu Ehren seines Großvaters sogar in seiner Amtstracht erschienen. Selbstverständlich hatten sich auch die Verwandten Okens aus der Nachbarschaft, besonders Bohlsbach eingefunden, dazu natürlich die städtischen Honoratioren. Die eigentlichen Feierlichkeiten wurden durch einen Festhymnus von L. v. Beethoven eröffnet, vorgetragen von den Sängern der Concordia und des Cäcilienvereins; hierzu hatte der Offenburger Stadtdichter Gütle eigens einen Text geschaffen, mit dem vielsagenden Beginn: "Die Taten blühen dem Manne zur Ehre...". Auch die städtische Kapelle spielte dazu auf, außerdem war aus Bohlsbach ebenfalls schon die Musikkapelle mit im Festzug. Von der Veranda der Gartenwirtschaft Ries zum Ochsen herab sprach der Prorektor der Universität Freiburg, Professor Weismann zu den Festgästen. In seiner Ansprache gab er zuerst einen Abriss von Okens Lebenslauf, um dann seine politischen und natürlich naturwissenschaftlichen Verdienste zu würdigen. Gerade seine Lehrtätigkeit weckte Bewunderung, denn Oken war es vor kaum einem halben Menschenalter noch gelungen, Vorlesungen über Naturphilosophie, Physiologie, Naturgeschichte, Zoologie, Botanik, Mineralogie und Geognosie zu halten, für die Zeitgenossen des Festaktes bereits eine nicht mehr zu bewältigende Vielseitigkeit. Zusätzlich veröffentlichte er seine Naturphilosophie und war Herausgeber der naturwissenschaftlichen Zeitung "Isis". Die hierin enthaltenen politischen Beiträge wurden vom Festredner ausdrücklich gewürdigt und sogar Okens Teilnahme am Wartburgfest in einem patriotischen Licht beleuchtet. Dies war sicher interessant zu hören, in einer Zeit, als das deutsche Kaiserreich erst ein paar Jahre gegründet war und auch das Großherzogtum Baden durchaus noch bestand. Wenn auch Oken keine bleibende Entdeckung auf naturwissenschaftlichem Gebiet zugeschrieben werden könne, so waren seine Forschungen doch der notwendige Durchgangspunkt für die richtigere Auffassung, denn auch sie führten zur Wahrheit. Schließlich war Oken der Gründer der "deutschen Naturforscherversammlung" und gerade dies habe den Anstoß zur Errichtung seines Denkmals gegeben, betonte der Freiburger Prorektor, ehe unter den Königsfanfaren die Hülle von der Okenbüste sank. Auf die Ansprache folgend übergab der Offenburger Arzt Isele im Namen des naturwissenschaftlichen Vereins das Denkmal an die Stadt Offenburg, nicht ohne Okens Verbundenheit zu Offenburg zu betonen und den Spendern für ihren Beitrag zum Denkmal zu danken. Der Vertreter der Stadt, Bürgermeister Franz Volk übernahm das Monument und ließ es sich nicht nehmen noch einmal in pathetischen Worten des geehrten Oken zu gedenken. Mit besonderem Stolz wies er auf die Bedeutung eines bekannten Mitbürgers hin und ließ dabei auch die anwesenden Bürger Bohlsbachs nicht unerwähnt. Er nahm dabei die Gelegenheit wahr,ganz besonders auch das politische Engagement Okens zu erwähnen, seine Verbindungen zu den Burschenschaften und seinen Einsatz für die Freiheit. Danach sangen die Gymnasiasten und anschließend folgte dann Festmarsch und Rückzug in die Stadt. Im Gartensaal des Gasthauses Ochsen versammelten sich darauf etwa sechzig Gäste zum Festessen. Man brachte Trinksprüche auf die verschiedensten Persönlichkeiten aus und es ist erstaunlich wie viele Redner sich zu Wort meldeten und sagt sicher etwas aus über die Bedeutung, die Oken in seiner Ortenauer Heimat zugemessen wurde, denn neben einem Grußwort seines Enkels, trug ein offensichtlich extra aus New York angereister Okenverehrer, Dr. Braunstein ein selbstgefertigtes Gedicht vor. " Die Hüte ab, wir steh`n vor Okens Bilde...Weisheit und Wahrheit stand auf seinem Schilde". Einen Druck hiervon erhielten die Festgäste sogar nebst einer Fotografie des Oken`schen Geburtshauses in Bohlsbach ausgehändigt. Ebenso Bürgermeister Link aus Bohlsbach dankte den Veranstaltern des Festes. Auch Okens Verwandte hatten sich zum Mittagsmahl zusammen gefunden, allerdings im naheliegenden Rheinischen Hof. Nebst mehreren Verehrern Okens feierten sie ein besonderes fröhliches Essen nach "naturgeschichtlichem Speisezettel". Dabei waren Speisen und Getränke in humorvoller Weise mit Bezug auf Okens Forschungen aufgelistet (siehe Bilder unten), was zeigt, das man den berühmten Verwandten durchaus nicht nur toternst sah, sondern seiner durchaus mit Freude und Spaß gedachte. Es waren unter den Gästen selbstverständlich mehrere mit dem Namen Okenfuß, Okens ursprünglichem Namen, außerdem ein Neffe Okens namens Braun und die bereits hochbetagte Nichte, Frau Kling aus Bühl. Der Bohlsbacher Bürger Bahr hielt eine Rede und drückte im Namen seiner Mitbürger die Freude aus, dass Oken in Offenburg so gefeiert wurde. In Bohlsbach selbst war Okens Geburtshaus bekränzt und man hatte eine Inschrift angebracht: "Ehre wem Ehre gebührt!". Aus Anlass des Besuchs von Okens Enkel, Dr. Reuß hielt man zudem eine kleine Nachfeier im Gasthaus Sonne ab, zu der auch viele Bohlsbacher Bürger erschienen. Zusammenfassend kann man sagen, dass Okens 100 Geburtstag mit der nachgeholten Denkmaleinweihung, den vormals so berühmten Sohn der Ortenau wieder in das Gedächtnis der Zeitgenossen zurück geholt hatte und man ihm die Ehre zuteil werden ließ, die ihm auf Grund seines Lebenswerkes auch sicher gebührt. | ||||
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