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Die Okendenkmäler von Offenburg und Jena

von Dr. Hans-Joachim Fliedner


Oken selbst hat sich in einem bisher unbekannten Brief zum Denkmal geäußert. Nach seiner Meinung gehört ein solches dorthin, wo ein großer Geist geboren wurde oder, wo er zu dem wurde, weswegen ihn die Welt später verehrt.
Diese Äußerung machte Oken in einem Brief vom 4. Mai 1835, als er nach Stuttgart über seine Sammlung zum Schiller-Denkmal berichtete. Das Schicksal wollte es, dass genau diese Vorstellung von Oken erfüllt wurde: Sowohl an seinem Geburtsort Bohlsbach/Offenburg gibt es ein Denkmal als auch an der Universität Jena, wo er es zu erster Berühmtheit brachte. Für uns ist im Zusammenhang mit dieser Festschrift das Offenburger Oken-Denkmal von Bedeutung. Zu diesem lesen wir in den städtischen Akten:
"Bereits im Jahre 1870 wurde durch einen Ausschuß für ein Okendenkmal dahier eine Sammlung von Geldbeiträgen veranstaltet, welche einige hundert Mark ergab, aber durch den Krieg unterbrochen wurde. Als vor vier Jahren oben genannter Verein [der Naturwissenschaftliche Verein Offenburg] entstand, wurde demselben durch die Presse auch die Aufgabe zugeteilt, für ein Denkmal für den seinerzeit hochberühmten, freimüthigen Naturforscher mitzuwirken. Auch der Schwarzwaldverein hat sich dieser Sache angenommen. Keines großen Erfolges haben wir uns zu erfreuen. Da indessen der 100. Geburtstag Okens herannaht (1. August 1879), möge Gr. [Großherzogliches] Bürgermeisteramt, welchem die Entscheidung stets vorbehalten wurde, die Reconstituierung eines besonderen Ausschusses für das Okendenkmal in gefällige Erwägung ziehen."
Mit diesem Schreiben vom 5. November 1878, welches der Vorstand des Naturwissenschaftlichen Vereins abgefaßt hatte, haben wir das erste aktenmäßig fassbare Schriftstück zum Offenburger Oken-Denkmal vor uns. Mit ihm ist auch die gesellschaftliche Basis angegeben worden, die für das Oken-Denkmal zutraf. Es spricht für die Beliebtheit von Oken, dass auf freiwilliger Basis bald die Spenden zusammenkamen. Wie auch beim Jenaer Oken-Denkmal beteiligte sich auch in Offenburg die von Oken gegründete und noch heute existierende Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte. Man wollte einen "Zeugen der anerkennenden Erinnerung" für Oken schaffen. Neben der Naturforschenden Gesellschaft verkaufte der Schwarzwaldverein Ansichtskarten von Okens Geburtshaus und ebenfalls Karten von Gedenkmünzen, die zu Okens 100. Geburtstag geschlagen worden waren. So konnte sich jeder Bürger von Offenburg und Umgebung mit einer Spende an Okens Denkmal beteiligen.

Unter dem Vorsitz des Offenburger Bürgermeisters Franz Volk vereinigte ein Bürgerkomitee die angesehensten Bürger der Stadt. Der Leiter der Karlsruher Kunstschule Herrmann Volz erhielt den Auftrag, das Denkmal zu schaffen. Am 29. Juli 1883 war es soweit. Mit einem rauschenden Fest wurde das Oken-Denkmal (Ecke Hauptstraße/Rée-Anlage) eingeweiht. Leider beschlossen die nationalsozialistischen Behörden im Jahre 1938, das Denkmal zu entfernen, um Parkplätze für den anwachsenden Autoverkehr zu schaffen. Bis Kriegsende schlummerte das Oken-Denkmal im städtischen Bauhof.
Nach 1945 wurden verschiedene Plätze zur Aufstellung diskutiert. Unter anderem kamen die Offenburger auf die Idee, die Oken-Büste in das Denkmal des Oberelsässischen Infanterieregiments 172 einzusetzen. Da die Franzosen zunächst dessen Schleifung verlangten, hoffte man, es durch Einsetzen der Oken-Büste, wenigstens zum Teil zu erhalten. Dies wurde jedoch nicht nötig und nach längeren Diskussionen stellten die Offenburger das Denkmal 1949 am Franz-Volk-Garten auf. Dies taten sie, obgleich einflussreiche Bürger (Franz Burda / Otto Kähni / Kulturbund Ortenau) wegen der verkehrsreichen Lage davon abrieten.
Nachdem heute nicht mehr die Dominanz des Autos in der Innenstadt herrscht, könnte überlegt werden, ob man dem großen Sohn der Stadt nicht wieder einen Platz in der Innenstadt zuweist, wie es ursprünglich die Bürger von Offenburg, als sie für das Denkmal stifteten, gewollt haben.

Neben den beiden Denkmälern gibt es die Oken-Büste im Heimatmuseum Lahr. Sie wurde von Ernst Theodor Rehfuß geschaffen, der aus Lahr stammte und sich in München zum Bildhauer ausbilden ließ. Rehfuß hat, nach den Forschungen von Pfannenstiel, diese Büste in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts von dem etwa 60-jährigen Oken angefertigt. Sowohl die Stadt Freiburg wie die Universität Zürich besitzen heute Abgüsse dieser Plastik. Sie erinnern an der Universität Freiburg, der Oken stets verbunden blieb, und an seiner letzten Arbeitsstätte an das Wirken dieses Gelehrten. Zum Oken-Jahr 2001 wird auch der Ort Bohlsbach einen Abguss dieser Büste erwerben.

Das Denkmal in Jena, am Fürstengraben, wurde unmittelbar nach dem Tod Okens geschaffen. Einflussreiche Freunde Okens sammelten dafür. Das Denkmal wurde fertiggestellt noch bevor anderen berühmten Geistern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Weimar/Jena ein Denkmal gesetzt wurde. Offensichtlich erregte dies (nicht öffentlich artikulierten) Anstoß, denn die Aufstellung des Jenaer Denkmals zog sich mehrere Jahre hin. In dieser Zeit wurden in Weimar/Jena andere Denkmäler (Goethe/Schiller und dynastische Denkmäler) geschaffen oder in Auftrag gegeben. Es zeigt, wie wichtig Oken seinen Freunden war, dass sie die ersten waren, die im Raum Weimar/Jena für diesen berühmten Sohn der Ortenau ein Denkmal anregten und durchsetzten.

 

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