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Lorenz Oken - eine Kurzbiographie

von Ulrich Burgert


Lorenz Oken, dessen ursprünglicher Familienname Ockenfuß war, wurde am 1. August 1779 in Bohlsbach geboren. Er war das sechste Kind von Johann Adam Ockenfuß und Anna Maria Fröhle aus Bühl, unserem Nachbarort. Lorenz hatte insgesamt 9 Geschwister, davon 2 Halbgeschwister, Vater Johann Adam war zweimal verheiratet.
Das Elternhaus stand im Zentrum des Dorfes, unweit der Kirche, es wurde 1896 ein Raub der Flammen. Das heutige Oken-Geburtshaus wurde auf den alten Grundmauern wieder aufgebaut.
Hier in Bohlsbach begann die ersten Buchstaben zu schreiben, um seinen Namen der Geschichte zu überliefern. Die Eltern starben recht früh, die Mutter als er gerade 11 Jahre alt war, beim Tode des Vaters war er 18 Jahre alt. Trotzdem konnte er durch die Unterstützung seiner Familie (Bruder Mathias und Schwester Theresia) und des damaligen Pfarrers Anton Kohmann und des Lehrers Anton Herr die Franziskanerschule in Offenburg und die Stiftsschule in Baden-Baden besuchen.

In seinem 21. Lebensjahr begab er sich an die Hochschule in Freiburg, wo er nach 4-jährigem Studium der Medizin im Jahre 1804 zum Doktor promovierte. In dem gleichen Jahr ging er noch nach Würzburg und Göttingen und ließ sich nach vollendetem Vorbereitungsstudium als Privatdozent nieder.
Er musste mit großem Beifall gelehrt haben, denn zahlreich sammelte sich die deutsche Jugend, um ihn zu hören. Trotzdem konnte er sich nur mühsam durchs Leben schlagen und dachte schon daran, den Lehrstuhl aufzugeben. 1807 erhielt er den Ruf nach Jena. Hier erschien das "Lehrbuch der Naturphilosophie", und ein 6-bändiges "Lehrbuch der Naturgeschichte". Zuvor erschienen in Göttingen und Würzburg "Grundriss des Systems der Naturphilosophie" und "Die Zeugung". Im Jahre 1812 wurde er zum Hofrat ernannt.

Am 22.09.1814 heiratete er Louise Christiane Stark, die Tochter des Christian Stark, Leibarzt und Ritter der Ehrenlegion, welche ihm 1815 die Tochter Clothilde und 1816 den Sohn Offo gebar.
Seit 1816 (bis 1848) gab er die Zeitschrift "Isis" heraus. In ihr war Platz für alle Themenbereiche, ausgeklammert waren Berichte der Theologie und der Rechtswissenschaften. Sein politisch freisinniger Beitrag in der "Isis" über das burschenschaftliche Wartburgfest 1817 sollte für ihn verhängnisvoll werden. Er musste seine Professur niederlegen und lebte bis 1826 als Herausgeber der "Isis", und als Privatlehrer in Jena, Paris und Basel. Von 1826 bis 1830 hatte er einen Lehrstuhl in München.

Ein großer Verdienst von Oken war die im Jahre 1822 gegründete "Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte". 1833 wurde er als Professor der Zoologie und als erster Rektor der neu gegründeten Universität nach Zürich berufen.
Von 1839 bis 1845 war er der Herausgeber seines Lebenswerkes, der "Allgemeinen Naturgeschichte für alle Stände". Hier in Zürich wirkte er bis zu seinem Tode am 11.08 1851.
Seine Frau Louise begab sich nach seinem Tode zurück nach Jena, wo sie am 10.03.1862 verstarb und auch dort begraben wurde. Seine Tochter Clothilde starb am 11.05.1873 in Zürich und wurde an der Seite ihres Vaters in Zürich beigesetzt. Sohn Offo soll angeblich bei einem Duell 1842 ums Leben gekommen sein.
Oken hatte mit allen Hindernissen des Lebens zu kämpfen. Lebenslage und Lebensstellung seiner Eltern (sie waren arme Bauern), vermochten ihn in keiner Weise zu fördern. Alles verdankte er sich selbst und seinem Talent.
Von ihm kann man wohl sagen, dass nur der angeborene Geist ihn zu der Höhe trug, auf der er stand.

 

Bildverweise
Zu den Bildnissen von Oken und seiner Familie ...



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